Tuesday, March 07, 2006

Wir lieben den Fußball

Wir lieben das Geräusch, welches wir noch nie gehört haben, wenn das Runde in das Eckige rast, wenn der Ball das weiße Netz spannt, es fast zum Bersten bringt. Das Schreien jeder einzelnen gequälten Masche, das jeder fühlt, aber wohl niemand je gehört hat.
Wir lieben es, wenn der Ball durch die Tiefe des Raumes, durch die unendliche Reihen der Statisten, vorbei an Freund und Feind eilt, um sich im perfekten Moment dem Stürmer zu offenbaren. Sich ihm hinzugeben, geschwängert mit der Würde eines Traumpasses.
Wir lieben es, wenn sich die Stollen der Unerschrockenen kreischend durch die Grasnabe fressen. Um in genau dem einen, dem einzig wahren und allerletzten Augenblick, dem stürmischen Gegner den Schneid abzugrätschen.
Wir lieben es, wenn einer fliegt. Ob rosa oder gelb, wenn er fliegt, gegen die Gravitation aufbegehrt, sein Körper die stockende Atemluft Zigtausender zerschneidet und das rasende Unheil sicher ins Toraus geleitet.

Wir lieben den Fußball, sogar wenn das einmal nicht geschieht. Wenn er uns, in unseren letzten Atemzügen liegend, im Schlussakkord auf großer Bühne, hinterrücks das Herz aus dem Leib reißt, es auf das mit Schweiß und Blut getränkte Grün wirft, es mit Füßen tritt, um es uns dann auf dem Silbertablett des tapferen Verlierers zurückzugeben.
Selbst dann lieben wir ihn, den Fußball.

Wir lieben es, wie die Weser ihren großen Bogen macht.



Es sind die frühen Morgenstunden des 8. März 2006 und ich geh jetzt heulen.

1 Comments:

Blogger scotspotter said...

Als Gespraechsanreger und weil die Kids sowieso ueber nix anderes reden als Fussi (aeh...ausser Golf...we're in Scotland after all), schrieb Kenny Campbell am Tag nach der Tragoedie den Satz an die Tafel "Werde Bremen hat Pech gehabt".
Ich schwoere ich hatte nichts damit zu tun...

7:05 AM  

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